Ich bin wieder in Schreiblaune :-))
Es haben sich einige Themen angesammelt, die ich gern aus meinem Kopf raus und in der Welt haben möchte. In meinem Kopf dienen sie niemandem.
Ich bekam eine interessante Mail:
Hallo Frau Kempa,
könnten Sie auf Ihrem Blog "Sprich mit deiner Nahrung" mal etwas bezüglich Rohkost und Veganismus channeln/schreiben? Ich interessiere mich für die beiden Themen seit geraumer Zeit und hatte eigentlich vor, 100 Prozent auf vegane Rohkost umzusteigen, doch die Dinge, die ich auf Ihrem Blog lese, lassen mich daran zweifeln, dass das wirklich so gut ist wie ich dachte oder es behauptet wird. Grundargumente wie "Kochen zerstört die Lebensenergie und alle Enzyme, deshalb nur roh essen" überzeugen mich nicht mehr… Mich interessiert es, was es positives an der gekochten / gebackenen Kost gibt und warum man sich auch von erhitzter Kost ernähren sollte / warum sie auch gut ist.)
Ich würde mich auch freuen, wenn Sie etwas über den Veganismus schreiben, auch weil die meisten Rohköstler denken, dass Veganismus gesünder ist. (als Vegetarismus oder Alles-Esser).
Es ist eine sehr umfassende Frage und ich werde mehrere Posts dazu schreiben. Heute zunächst etwas über Ernährungsphilosophien im Allgemeinen.
Um die richtige Ernährung für sich selbst zu finden, ist eine Blockaden zu überwinden: das spaltende Denken, gut und böse und die dadurch bedingte Kontrolle des Körpers.
Den wahren Bedürfnissen des eigenen Körpers zu folgen, das ist die Kunst.
Kein Körper sagt: “ich muss, ich darf nicht, ich soll regelmäßig x tun etc.” Das ist die Kontrolle, die so spricht. Körper reagieren mit einer Verminderung ihrer Lebensenergie, wenn sie kontrolliert werden.
Der Körper spricht nur die Sprache der Selbstliebe und wünscht sich Fürsorge. Unsere Körper sind umfassend intelligent, was ihre eigene Gesundheit anbelangt.
Ein Fühl-Experiment:
Kann ich mich selbst so sehr lieben, dass ich mir bedingungslos alles gebe, was ich heute brauche?
Das ist der Unterschied zwischen Fürsorge für sich selbst und einer kontrollierenden Ernährungsphilosophie. Jede Philosophie ist dem Original unterlegen.
Das Original bin Ich selbst mit meinen Bedürfnissen.
Bildquelle: Marisane, wikimedia
Masanobu Fukuoka beschreibt die Evolution der Ernährungsweisen:
Auszug aus dem Buch “Der große Weg hat kein Tor” von Masanobu Fukuoka.
Englische Ausgabe hier:
http://idc-america.org/wp-content/uploads/2011/10/One_Straw_Farming_Fukuoka.pdf
Zusammenfassung zur Ernährung
Man kann die Ernährungsweisen auf dieser Welt in vier Hauptströme unterteilen:
1. Eine nachlässige Ernährung nach Gewohnheit und persönlichem Geschmack. Wer so isst, schwankt, Launen und Moden folgend, ziellos hin und her. Diese Ernährung will ich als selbstbezogene, leere Eßweise bezeichnen.
2. Die normale Ernährung der meisten Leute, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Bestimmte Nahrungsmittel werden zum Zweck der Erhaltung der Körperfunktionen gegessen. Sie kann materialistische, wissenschaftliche Eßweise genannt werden.
3. Die auf spirituellen Prinzipien und idealistischer Philosophie basierende Ernährung. Da sie die Anzahl der Nahrungsmittel einschränken und auf Verdichtung ausgerichtet sind, fallen die meisten “natürlichen” Ernährungsweisen in diese Gruppe. Diese könnte man Prinzipienernährung nennen.
4. Die natürliche Ernährung, die dem Willen des Himmels folgt. Das diese Ernährung alles menschliche Wissen abstreift, nenne ich sie Eßweise der Nicht-Unterscheidung.
Zuerst gehen die Leute von der leeren Ernährung ab, die ein Quell zahlloser Krankheiten ist. Dann gehen viele, nachdem sie von der wissenschaftlichen Ernährung enttäuscht sind, die bloß das biologische Leben zu erhalten sucht, zu einer Prinzipienernährung über. Zuletzt erreicht man, all das hinter sich lassend, die nicht-unterscheidende Ernährung des natürlichen Menschen.
Die Ernährung der Nicht-Unterscheidung
Wenn Nahrung, Körper, Herz und Verstand vollkommen mit der Natur vereint sind, wird eine natürliche Ernährung möglich. Der Körper, wie er ist, ist frei, er folgt seinem Instinkt, er isst, was gut schmeckt und lässt stehen, was nicht schmeckt. Es ist unmöglich, Regeln und Maßstäbe für eine natürliche Ernährung aufzustellen. (Ein genaues System, mit dem man diese Fragen bewusst entscheiden kann, gibt es nicht. Die Natur oder der Körper selbst dienen als kundige Führer. Aber diese feine Führung bleibt von den meisten Leuten wegen des Lärms, der vom Verlangen und der Aktivität des unterscheidenden Verstandes verursacht wird, ungehört.) Diese Ernährung definiert sich selbst, gemäß der Umgebung, der unterschiedlichen Bedürfnisse und der körperlichen Konstitution eines jeden.